Giovanni Segantini KUNST UND LIEBE BESIEGEN DIE ZEIT
Der Landschaft überdrüssig, verliess Segantini 1886 die Brianza, zog für sechs Monate mit seiner Familie nach Mailand und führte Auftragsarbeiten für das lombardische Großbürgertum aus. Nach einem langen Ausflug über Como, Livigno, Poschiavo, Pontresina und Silvaplana ließ er sich in Savognin im Oberhalbstein im Haus „Peterelli“ nieder, wo er bis 1894 mit seiner Familie lebte. Motive aus dem Dorf- und Alpleben verarbeitete Segantini zu Bildern, in denen die bäuerlichen Menschen in die Landschaft einbezogen waren. Zahlreiche seiner großen Werke entstanden hier. So schuf er eine neue Fassung von Ave Maria bei der Überfahrt, bei der er zum ersten Mal mit der Technik des Divisionismus experimentierte. Auch eines seiner populärsten Bilder, Die beiden Mütter, entstand in Savognin. Das Werk Die Scholle von 1890 befindet sich heute in der Neuen Pinakothek in München.
In den Niederlanden, Belgien, Deutschland, später auch in Österreich, aber auch in Japan hatte er Berühmtheit erlangt und wurde von Max Liebermann und Ludwig Fulda besucht. Giovanni Giacometti und der junge Cuno Amiet, den er bei einem Sommerurlaub 1896 in Stampa bei Giacometti kennenlernte, erfuhren seine wohlwollende Förderung. Im Rahmen der Weltausstellung 1886 in London war Segantini bei der Italian Exhibition einer der bestvertretenen Künstler, wodurch seine internationale Präsenz bestätigt wurde. 1889 war er mit Werken in der italienischen Abteilung auf der Weltausstellung in Paris vertreten, und das Bild Kühe an der Tränke von 1888 wurde mit der Goldmedaille ausgezeichnet. In seinen Bildern begann er sich dem Symbolismus anzunähern. Die erste „Segantini-Retrospektive“ fand im Dezember 1891 in der Galerie Grubicy in Mailand statt. Segantini nahm Beziehungen zu den Händlern Ernst Arnold in Dresden, Eduard Schulte in Berlin und anderen auf, wodurch Alberto Grubicy das Exklusivrecht an seinen Werken verlor. Barbara Uffer als Zwanzigjährige
In vielen von Segantinis Werken ist Barbara Uffer dargestellt, Segantinis bevorzugtes Modell: unter anderem als trinkendes Mädchen am Brunnen in Bündnerin am Brunnen von 1887; als strickendes Mädchen auf einer Wiese in Strickendes Mädchen von 1888; als Schafhirtin unter strahlend blauem Himmel in Mittag in den Alpen von 1891 oder als Schlafende neben einem Zaun in Ruhe im Schatten aus dem Jahre 1892. Nachdem sich Segantini mit seiner Familie 1886 in Savognin niedergelassen hatte, trat die damals 13-jährige Barbara, genannt Baba, als Kinder- und Hausmädchen in den Dienst der Familie. Sie kümmerte sich um die vier Kinder Gottardo, Alberto, Mario und Bianca und besorgte die Zimmer. Zudem musste sie Segantini mit Malutensilien und Proviant begleiten, wenn er in der Landschaft arbeitete.
Als die Segantinis 1894 nach Maloja zogen, kam Baba mit ihnen. 1899 begleitete sie Segantini auf den Schafberg, wo er am Mittelteil des Triptychons arbeitete. Nach Segantinis Tod blieb sie noch fünf Jahre bei Bice und den Kindern, bis sie nach insgesamt 19 Jahren die Familie verliess.

Holzfigur Giovanni Segantini von Woodvetia